Wirtschaftskompetenz in der SPD
In Wirtschaft und Finanzen stand die SPD immer auf der falschen Seite, meint Herr Laschet, obwohl sie als mitgliederstärkste Partei natürlich auch hier eine besonders hohe Zahl an Mitgliedern mit Wirtschaftskompetenz hat. Klar, dem früheren Kanzler Helmut Schmidt traute man was zu, war auch studierter Volkswirt. Aber Menschen mit Wirtschaftskompetenz gibt es überall, selbst in dem kleinen Ortsverein (OV) Nieder-Erlenbach. Von leitenden Angestellten in Großkonzernen über den Wirtschaftsprofessor bis zum Verfasser des Artikels mit abgeschlossenem BWL-Studium. Und wenn das hier im OV so ist, dann auch in den anderen vielen Ortsvereinen.
Zwei Beispiele aus dem Frankfurter Raum: Ex-Flughafenchef Dr. Wilhelm Bender hat aus der defizitären Flughafen-AG die weltweit operierende und M-Dax-notierte Fraport AG gemacht. Obwohl er ja keine Ahnung von Wirtschaft hat, denn Bender ist bekennender Genosse und leitet heute die Wirtschaftsinitiative Rhein-Main. Oder Claus Wisser, Gründer des Dienstleistungsunternehmens WISAG, aber auch Mitbegründer, Sponsor und Vorstand des Rheingau Musik Festivals. Auch er bekennendes SPD-Mitglied.
In den Frankfurter Bankentürmen kenne ich etliche SPD-Mitglieder. Woher kommt dann dieses Vorurteil, dass „die SPD“ keine Ahnung von Wirtschaft habe? Das wird natürlich von den Unternehmen selbst und einer willfährigen Presse kolportiert. Wer nicht die Forderungen von Unternehmen eins zu eins übernimmt (wie z. B. Gerhard Schröder, Helmut Kohl oder Christian Lindner), hat keine Ahnung von Wirtschaft. So einfach ist das. Ist es eben nicht.
Was für das Unternehmen und dessen Gewinnmaximierung gut ist, kann der ganzen Volkswirtschaft schaden. Beispiel: Schornsteine ohne Filter sind viel kostengünstiger und erhöhen den Gewinn, belasten aber die Umwelt. Wer von Wirtschaft Ahnung hat, plappert die Forderungen nicht nach (wie Lindner), sondern hört sich die Forderungen an und macht sich selbst ein Bild, was sinnvoll ist und was nicht.
Nehmen wir mal die Forderung der FDP nach Steuererleichterungen für Unternehmen, damit sie wettbewerbsfähiger werden. Mein Schwiegervater war als Alleinverdiener trotz einfachen Jobs noch in der Lage, eine Familie mit vier Kindern zu ernähren. Heute undenkbar, weil die Gehälter zu gering und die Kosten zu hoch sind. Also muss (und will) heute die Frau mitarbeiten. Dafür stellt die Gesellschaft Betreuungsplätze zur Verfügung und aus dem Steuertopf wird auch Kindergeld bezahlt, damit die Familie über die Runden kommt.
Dafür, dass das Lohnniveau (wegen der Konkurrenzfähigkeit) in Deutschland so gesunken ist und der Staat unter die Arme greifen muss, wollen sich Unternehmen auch noch aus der Verantwortung stehlen und fordern Steuererleichterungen.
Da kann man nur sagen: die haben keine Ahnung von Wirtschaft. Wir von der SPD schon.
Gert Wagner
