Ideenklau und Ideenlos.
Vor der Wahl finden wir alle die Flyer für die Ortsbeiratswahl in unseren Briefkästen. Sie sollen Hilfe geben bei der Entscheidung, wen wir denn wählen sollen. Auch wir von der SPD haben gelesen, was die Konkurrenz so fordert – haben wir was Wichtiges übersehen, haben die anderen die besseren Ideen? Hier unser Ergebnis:
Die meisten Fleißpunkte erhält die CDU: 10 Punkte noch mal mit Unterpunkten untergliedert. Die scheinen vor Ideen zu explodieren. Beim genaueren lesen merkt man, dass die Betonung auf „scheinen“ liegt. Hier ein Beispiel:
Punkt 6:
Neupflasterung des Plätzchens (Idee: Otfried Reinhard, SPD) und Etablierung eines kleinen Wochenmarktes. Eine nachhaltige Pflasterung wird gefordert unter Beibehaltung des jetzigen Erscheinungsbildes. Aha, aber ist die jetzige Pflasterung nicht nachhaltig, an der doch sogar der verstorbene Ortsvorsteher Kurt Michel (CDU) fleißig mit gepflastert hat? Und hinterher soll es aussehen wie jetzt. Klingt nach Verschwendung von Steuergeldern.
Dann soll der Bücherschrank (Idee: Barbara Ziegner, SPD) dort gesichert werden. Aha, aber aus zuverlässigen Quellen wissen wir, dass er dort sehr sicher steht und auch niemand die Absicht hat, ihn woanders zu platzieren.
Und ein kleiner Wochenmarkt (Idee: CDU) soll dort etabliert werden mit gängigen Marktbeschickern aus Nieder-Erlenbach. Klingt gut, aber wie viele Stände passen auf den Platz? Und wie viele Marktbeschicker aus Nieder-Erlenbach kennen Sie? Wir kennen einen. Mit dessen Stand wäre das Plätzchen auch fast voll. Märkte im öffentlichen Raum werden übrigens von den Marktbetrieben organisiert und die Stände vergeben. Nicht-Erlenbacher auszuschließen wäre Marktwirtschaft ohne Marktwirtschaft. Und das von der CDU!
Und wenn Sie jetzt meinen, na ja, der eine Punkt aber …
Punkt 4:
geklaut von einem SPD-Antrag (Infrastruktur E-Mobilität)
Punkt 8:
geklaut von einem SPD-Antrag (Altglascontainer)
Auch zu anderen Punkten ließe sich Kritisches sagen, aber das überlassen wir Ihnen.
Und die Grünen? Das Programm passt zur Partei: Wischi-waschi, nur nix konkretes. Das Programm ist gleich für viele Stadtteile verwendbar, weil es keine ortsnahen Forderungen beinhaltet.
Von Nieder-Erlenbach aus wird das Klima der Welt gerettet: Holen Sie sich am Infostand ein Tütchen Bienenweide-Samen. Den Samen streuen Sie dann in Ihren Schottervorgarten (gegen die natürlich nichts im Programm gesagt wird, könnte ja jemanden vergrämen).
Ach ja: die guten Wetterauer Böden sollen unbedingt erhalten und nicht bebaut werden. Aber keine Forderung, dass ungenutzte Hallen im Außenbereich abgerissen und wieder dem guten Wetterauer Boden zugeführt werden. Der ist sogar so gut, dass er jede Menge Plastik schlucken kann, denn sonst würde die Umweltdezernentin doch was dagegen tun, oder? (Frankfurt fragt)
Aber halt! Die Grünen haben noch einen Flyer gesteckt (ökologisch?)! Mit Leistungsbilanz. Parkour-Gelände: tatsächlich eine grüne Idee. Das Wurzelwerk der Kastanie wird geschützt. Auch dank der Grünen. Besser wäre aber, wenn man das Wurzelwerk gar nicht erst schützen müsste, sondern den Autoverkehr dort verhindern würde.
Und der Radweg nach Nieder-Eschbach wird auf grüne Fahnen geschrieben! Das ist der Gipfel der Dreistigkeit. Beantragt von der SPD, als es „Die Grünen“ noch gar nicht gab. 17 (!) Jahre „Die Grünen“ Verkehrsdezernenten haben gerade einmal die Auffahrt in Nieder-Eschbach geschafft, sonst ist nichts passiert. Zweieinhalb Jahre SPD-Dezernat (Klaus Oesterling) hat genügt, um eine baureife Planung vorzulegen.
Jetzt wissen Sie, warum wir unser Programm besser finden.
Gert Wagner

