Der Hausarzt ist sehr wichtig. Der Arzt um die Ecke ist für die meisten Menschen wichtiger als gute Einkaufsmöglichkeiten oder eine schnelle Internetverbindung, so das Ergebnis einer forsa-Umfrage aus dem Jahr 2019. Das weiß auch Limeshains Bürgermeister Adolf Ludwig. Deshalb kümmert er sich um die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung in seiner Kommune. Darüber hat er mit Bettina Müller, Gesundheitspolitikerin im Deutschen Bundestag, gesprochen.
Limeshain ist attraktiv, überdurchschnittlich viele junge Familien ziehen hierher. Dies macht es erforderlich, über die Zukunft der ärztlichen Versorgung nachzudenken und sie wohnortnah zu gestalten. „Noch sind zwei Hausärzte in der Gemeinde aktiv, aber das kann schon in wenigen Jahren anders aussehen“, so der Bürgermeister. Die Altersstruktur bei Hausärzten ist ein Problem. „Die Hälfte der Allgemeinmediziner in Deutschland scheidet zum Jahre 2030 aus dem Berufsleben aus. Bereits heute sind rund 2300 Hausarztsitze nicht besetzt, weil der medizinische Nachwuchs sich zu wenig für die Allgemeinmedizin interessiert“, sagt Bettina Müller. Dies bedeute, dass eine wohnortnahe hausärztliche Grundversorgung vielerorts nicht länger zu gewährleisten sei.
Für Bürgermeister Adolf Ludwig steht fest: „Gesundheit darf nicht vom Wohnort abhängen. Wir müssen die Menschen vor Ort medizinisch versorgen, gerade weil die Menschen immer älter werden.“
Lösungen müssen her, die Kommunen können unterstützen: Gerade weil junge Ärztinnen und Ärzte das finanzielle Risiko einer eigenen Arztpraxis scheuen und sich flexiblere Arbeitszeiten wünschen, könnte die Gemeinde eine Praxis einrichten. Einer oder mehrere Ärzte wären dann Mieter und könnten weitere Ärzte anstellen. Laut Müller gehe der Trend zu größeren Einheiten, zu „Mehrbehandlerpraxen“ oder kleinen Gesundheitszentren. Für die Patientinnen und Patienten hätte das den Vorteil, dass viele Angebote unter einem Dach zu erreichen sind: zum Beispiel Hausarzt, Facharzt, Physiotherapeut und Hebamme.
Adolf Ludwig sieht seine Gemeinde auch im Hinblick auf die Attraktivität für junge Ärzte vorbereitet. Limeshain habe sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Die Infrastruktur mit Kinderbetreuung, Schule, Einzel- und Fachhandel, die Verkehrsanbindung, die Breitbandversorgung sowie der öffentliche Personennahverkehr seien hervorragend, die Lebensqualität enorm.
Bettina Müller erinnert an den gesetzlichen Sicherstellungsauftrag der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und die Gestaltungsmöglichkeiten des Landes bei der Bedarfsplanung. „Wir brauchen einen gerechten Ausgleich zwischen der Unterversorgung auf dem Land und den oft überversorgten Städten“.
Die beiden Politiker wollen nun gemeinsam an die Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KVH) herantreten. Müller: „Wir brauchen die Gewissheit, dass wir dort, wo wir wohnen, gut versorgt sind.“