Wir fordern: Mainufer muss gesperrt bleiben

Frankfurt hat eine lebendige und schöne Innenstadt. Das grüne Mainufer, die neue Altstadt, die Zeil, die Märkte sowie das neue Historische Museum sind Orte hoher Qualität. Das künftige Romantik-Museum, die vielen kleinen Läden und die Gastronomie ziehen Menschen aus den Stadtteilen, dem Umland sowie Touristen aus aller Welt in die Innenstadt an.

Die neue Abtrennung von breiten Radstreifen im Bereich der Kurt-Schumacher- und Konrad-Adenauer-Straße durch unser Verkehrsdezernat und das autofreie Mainufer  tragen ebenfalls zu diesem positiven Gefühl im Innenstadtverkehr bei. Die Luft ist besser geworden – Atemwegserkrankungen nehmen signifikant ab, meldet das Robert-Koch-Institut.


Die SPD Frankfurt hat im Dezember letzten Jahres beschlossen, die Innenstadt mit vielfältigen Maßnahmen umzugestalten: mehr und sichere Mobilität zu Fuß und per Rad, für mehr Raum zum Aufhalten und einen größeren Anteil an Grün. Es soll Spaß machen, sich hier aufzuhalten.

Als wichtige Maßnahmen schlagen wir vor, große Teile der Innenstadt zu Begegnungsbereichen umzubauen und zu beordnen, das nördliche Mainufer für den Autoverkehr gesperrt zu halten, wie es Paris an der Seine durchgesetzt hat, das Straßenparken sukzessive abzubauen und die Barrierewirkung der Hauptverkehrsstraßen zu reduzieren.


Denn wir sind dafür, schrittweise, aber flächendeckend vorzugehen: Die Sperrung des Mainufers und die Umgestaltung der Berliner Straße, sowie die Radstreifen auf der südlichen Mainseite und die fuß- und radfreundliche Umgestaltung der Schweizer Straße sind kein Widerspruch, sondern im Gegenteil: diese Bausteine ergänzen einander. Die vierspurige Berliner Straße, in der Nachkriegszeit im Stile der autogerechten Stadt brutal durch die Bebauung geschlagen, bleibt eine nur schwer zu überbrückende Barriere zischen der nördlichen und der südlichen Innenstadt. Was damals als richtig erschien, muss jedoch heute hinterfragt werden. Dabei sollen gerade nicht Fahrspuren aufgerechnet und Durchlasskraft für den Autoverkehr erhalten bleiben. Es soll sich einbürgern, die Innenstadt mit dem Auto gar nicht erst aufzusuchen oder zu durchqueren. Großräumig müssen Viele gar nicht per Auto quer durch die Stadt fahren, um zum Beispiel von Wiesbaden oder Höchst nach Hanau zu gelangen. Für die regionalen Ost-West-Verkehre gibt es in der Region ein dichtes Autobahnnetz. Da der ÖPNV in den letzten Jahren ebenfalls deutlich attraktiver wurde, müssen außerdem viele Wege auch in der Region nicht mehr per Auto durchgeführt werden. Die autogerechte Stadt gehört der Vergangenheit an, wir wollen die lebenswerte Stadt gestalten.


Besonders eingehen möchten wir hier nochmals auf die Einbindung der Berliner Straße: Die Berliner Straße ist eine breite sogenannte „Durchbruchstraße“ aus der Nachkriegszeit mit einer prägnanten 50er Jahre Gebäudestruktur: ganz typisch ist die kammartige Bebauung der Nordseite mit den eingeschobenen eingeschossigen Ladenzeilen. Aber auch auf der Südseite finden sich Juwele der 50er Jahre, wie z. B. Hausnummer 27 mit seiner durchgestylten Glasfassaden und dem überschwänglichen Penthousegeschoss oder das grüne Eckhochhaus Fahrgasse 29. Mit dem MMK und der Paulskirche prägen außerdem zwei wichtige Kulturbauten diese Straße.


Die Berliner Straße trennt heute scharf die südlichen Nebenstraßen der Zeil mit der Kleinmarkthalle von der Altstadt mit Braubachstraße, Römerberg, Museen, Dom und Main. Die interessanten kleinen Läden in der Berliner Straße bieten auch Nischenangeboten Raum, finden aber relativ wenig Beachtung und des Öfteren gibt es auch Leerstände. Doch die Berliner Straße hat Potential: Als Einkaufs- und Flaniermeile, als Bindeglied zwischen Altstadt und Einkaufsbereichen. Die Läden auf der Nordseite könnten in Richtung Kleinmarkthalle durchgesteckt werden und dort neue Platzbereiche erschließen. Im Süden gibt es bereits kleine Gassen hin zur Braubachstraße.

Übrigens historische Wege der Nord-Süd-Ausrichtung der Frankfurter Altstadt. Ich sehe das als große Chance, die Neue Altstadt weiterzudenken. Die Verbindung der Neuen Altstadt mit der Nachgründerzeit der Braubachstraße und der speziellen Frankfurter Nachkriegsmoderne kann für die Stadtentwicklung ein innenstadtprägendes Projekt werden. Voraussetzung für diese neue Qualität ist eine Umgestaltung der Straße, die die Querbarkeit verbessert und die Straße für Radfahrer und Fußgänger attraktiver
macht: Es bietet sich an, die Straße zweispurig zurückzubauen und die freiwerdende Fläche für die Anlage von Radspuren in beide Richtungen und die Anlage eines Boulevards mit breiten Fußgängerflächen mit der entsprechenden Gestaltungsmöglichkeit für Cafes und Restaurants zu nutzen. Auch die Paulskirche könnte auf ihrer Nordseite besser städtebaulich eingebunden.


All dies ist kein Gegensatz zum autofreien Mainkai, sondern ergänzt diesen. Wir teilen ausdrücklich die Einschätzung der Koordination Netzwerk „Nachhaltig lernen in Frankfurt“, in dem zehn Bürgerinitiativen zusammengeschlossen sind, darunter z.B. Greenpeace Frankfurt, der VCD und der ADFC, in dem es heißt: „“In den letzten Monaten wurde überdeutlich:

Die Mainkai-Sperrung ist ein großer Erfolg!

Jung und Alt genießen den neu gewonnenen Raum zum Entspannen, Spazierengehen und Joggen, sind gefahrlos mit dem Longboard und dem Fahrrad unterwegs.Weiter heißt es aber auch: „Eine Ausweitung von Radstreifen auf der Berliner Straße und am Mainufer wäre zwar für sich genommen zu begrüßen, aber als Alternative zum autofreien Mainufer aber ist sie dagegen zu kurz gegriffen – sie denkt die Entwicklung von Straßenraum als öffentlichen Raum für alle Stadtbewohner nicht mit.“ In der Tat, so ist es. Unser Vorschlag, die Berliner Straße zweispurig zurück zu bauen mit Radwegen in beide Richtungen und großzügigen Fußgängerflächen zusätzlich zum autofreien Mainufer ist deshalb die zukunftsweisendere Lösung und stellt keine Alternative zum autofreien Mainufer dar, sondern eine notwendige Ergänzung und einen weiteren Schritt auf dem Weg zur urbanen Innenstadt.

Mike Josef