Homeschooling im Homeoffice – Steigende Ungerechtigkeit in der Bildung verhindern

Es hat mich kalt erwischt, dieses Ding mit dem Unterricht zu Hause neben der Arbeit im Homeoffice. Schule schließen hörte sich erstmals nicht schlimm an. Die Bedingungen für die beiden schulpflichtigen Kinder (9. Klasse und E-Phase) sind gut, wir haben WLAN im Haus, jedes Kind besitzt einen Computer, Schreibtisch und eine Email: Dies alles ist für viele Schülerinnen und Schüler jedoch nicht die Regel.

Die E-Mail-Postfächer der Eltern quollen gleich am ersten Montag über mit Arbeitsanweisungen, Arbeitsblättern, Aufforderungen, Lektüren zu bestellen, Lernvideos, etc., dann unterschiedliche Abgabetermine der Aufgaben, der Scanner und der Drucker liefen auf Hochtouren. Nur eine Lehrerin unterrichtete über Skype. Perfekte Angelegenheit, wenn wir mal darüber hinwegsehen, dass Skype nicht datenschutzkonform ist und der Server in den USA steht.

Die Proteste der Eltern ließen nicht lange auf sich warten, und ab der zweiten Woche stellten die Lehrkräfte die Aufgaben des jeweiligen Schultags in Ordner auf Office365 ein. Das half, das Arbeitspensum auf den jeweiligen Schultag zu minimieren – drucken inklusive.

In der dritten Woche mussten sich die Kinder neuen Unterrichtsstoff selbst erschließen oder die Eltern um Hilfe bitten bei den quadratischen Funktionen in Mathematik oder bei der Steigerung der Adjektive in Latein. Wem zu Hause niemand helfen kann, hat nun endgültig verloren. Bis hierhin gab es keinerlei Betreuung durch die Lehrkräfte.

Hessen – Rückständig in Ausstattung und Digitalisierung

Forderungen an den Kultusminister

  • ein Tablet mit Online-Zugang für alle Schülerinnen und Schüler
  • für jeden eine E-Mail-Adresse – am besten zentral gesteuert
  • eine zentrale digitale Lernplattform für alle Schulen in Hessen
  • einheitliche Lernvideos für alle
  • Digitales Lernen muss geübt werden – auch nach Corona
  • Fortbildungen für digitales Lernen für Lehrkräfte
  • Alle Abschlusskandidaten müssen sich vorbereiten können, nicht nur Abiturienten

Ein Fazit

Das Homeschooling verstärkt die Ungleichheit der Schülerinnen und Schüler. Eltern sind nur bedingt geeignet, Lernstoff zu vermitteln und können die Arbeit der Lehrkräfte nicht leisten. Die technische Ausstattung (PCs, Netz) verstärkt die Ungleichheit. Das Versäumnis der letzten Jahre in der Weiterentwicklung des digitalen Lernens macht sich jetzt massiv bemerkbar. Die alleingelassenen Schulen versuchen sich nun schnell zu helfen, nutzen die technischen Lösungen von privaten Anbietern unter Missachtung der DSGVO und benötigten Sicherheitsstandards. Das muss eingefangen werden, private Anbieter haben in Schulen nichts zu suchen und es braucht Standards, die unsere Kinder und Jugendliche schützen.

Kristina Luxen, OV-Vorsitzende SPD-Ortsverein Frankfurt-Harheim und Mutter