
Die Historie
Seit 1987 gibt es immer wieder Anträge der Ortsbeiräte 13 und 15 zur Erstellung eines Schulradweges zwischen Nieder Erlenbach und Nieder Eschbach. Wieso? Weil beide Stadtteile durchaus miteinander verzahnt sind: Viele Erlenbacher Kinder besuchen die Otto-Hahn-Schule, müssen zur U2 um in die Stadt zur Schule zu fahren oder gehen dort ins Freibad. Umgekehrt gehen einige Kinder aus Nieder Eschbach auf die Anna Schmidt Schule in Nieder Erlenbach oder möchten zur Soccerhalle oder zur Tennishalle.
Auch Erwachsene fahren gern zum Einkaufen nach Nieder Erlenbach oder auch umgekehrt zur U-Bahn nach Nieder Eschbach. Viele Berufspendler nutzen auch den Autobahnanschluss in Nieder Eschbach um auf die A661 oder A5 zu gelangen.
Trotz des regen Austausches gibt es nicht einmal einen direkten Fußweg zwischen den Ortsteilen. Hat man den letzten Bus verpasst, muss man im Dunkeln an der Nieder Eschbacher Straße entlang: hier gibt es keinen Fußgängerstreifen, keine Beleuchtung und Autos dürfen zwischen 70 und 100 km/h fahren. Ein Spaziergang entlang der Straße gleicht des Nachts einem Himmelfahrtskommando.
Die einzige Radverbindung abseits dieser viel und schnell befahrenen Nieder Eschbacher Straße ist der Bonifatiusweg, der mit ca 2 km Umweg über Harheim durchs Eschbachtal führt. Der Weg ist an einem Sonntag Nachmittag sehr hübsch zu fahren, für Schulkinder mit Zeitdruck im Nacken bedeuten 2 km Umweg jedoch ca 15-20 Min längere Fahrtzeiten – gerade Morgens ist das eine Qual. Zudem kennen viele diesen Weg nicht einmal und im Winter ist es nicht ratsam im Dunkeln über womöglich vereiste Feldwege durch den Morgen zu radeln.
Die Planung
Die Stadt hat dies erkannt und seit nunmehr 2004 eine Planung durchgeführt und auf Wunsch des Regierungspräsidenten in Darmstadt die Pläne wiederholt überarbeitet. Jetzt ist die Planung soweit abgeschlossen: es werden ca 10600 qm Acker benötigt für einen 3 Meter breiten Radweg, 3,5 Meter Grünstreifen (Ausgleichsfläche für die Asphaltierung des Radwegs) und einer größeren Ausgleichsfläche für den Schutz von Rebhühner (gegenüber des Laupushofs) benötigt.
Das Problem
Das Geld (ca 1,5 Mio ) ist eingeplant, der Antrag beim Regierungspräsidenten wird im Juli eingereicht. Es fehlen 18 Grundstückseigner, die zusammen insgesamt 10600 qm zum gültigen Bodenrichtwert für Ackergrund abgeben sollten. Das ist nicht sehr lukrativ und die Stadt befürchtet lange Auseinandersetzungen mit einigen Besitzern, die sich den Plänen entgegen stellen könnten. Nun hat die Stadt noch keinen Besitzer offiziell angesprochen, so dass im Moment nicht ganz klar ist, wie groß das Problem des Widerstands von Eigentümern tatsächlich ist. Einige Besitzer sind durchaus bereit ihren Grund (wenn auch zähneknirschend wegen des niedrigen Ankaufspreises) an die Stadt abzugeben. Beim Vergleichsradweg in Harheim hat am Ende ein (!) Besitzer das Vorhaben sehr lange aufgehalten und die Stadt in einen langwierige Auseinandersetzung um den Kaufpreis gezwungen, bis die Stadt den Zugriff auf das Grundstück sicherstellen konnte.
Hier bei diesem Radweg versucht die Stadt gleich im Rahmen eines Planfeststellungsverfahren rechtliche Rahmenbedingungen zu einer schnellen Sicherung (Enteignung) der Grundstücke und Entschädigung gegebenenfalls widerwilliger Eigentümer herbei zu führen. Dieses Planfeststellungsverfahren muss vom Regierungspräsidenten genehmigt werden, was zu einer weiteren Antrags- und Planungsdauer von 2 Jahren bis 2019 führt. Wenn alles gut läuft kann im Herbst 2019 der Startschuss für die Baumassnahmen erfolgen.
Die Reaktionen
Während die Mitglieder der Ortsbeiräte 13 und 15 die fortgeschrittene Planung begrüßten und die Stadt um eine rasche Realisierung baten, gab es Seitens der betroffenen Grundstücksbesitzer durchaus Bedenken. Auf welcher Bedarfsplanung begründet sich ein Radweg ausgerechnet hier? Warum braucht man 3,5 Meter Grünstreifen mit Bäumen direkt daneben? (Ausgleichsfläche für die Versiegelung des Radweges ist baurechtlich notwendig und idealerweise in räumlicher Nähe – z.B. neben dem Radweg – umzusetzen!) Wieso sperrt man nicht einfach die Nieder Eschbacher Straße für Druchgangsverkehr und läßt nur noch Anlieger (Laupushof) sowie den Bus durch? Am besten macht man aus der Verbindungsstraße zwischen den Stadtteilen gleich eine verkehrsberuhigte Spielstraße, um so den Verkehr dort ganz rauszudrängen. Dann können die Radler ja beruhigt die Straße benutzen, auf der ein Radweg aufgemalt werden kann.
Als die davon betroffenen Nieder Erlenbacher Ortsbeiräte beklagten dadurch von Nieder Eschbach abgehängt zu werden, da tägliche Umwege notwendig würden und der ÖPNV beeinträchtigt würde, hieß es Seitens einer betroffenen Grundstückseigentümerin der OBR 13 behindere eine zeitnahe Umsetzung eines Radweges, da eine Verkehrsberuhigung oder gar Sperrung der Nieder Eschbacher Straße für den Durchgangsverkehr nicht unterstützt würde. Solch eine Sperrung mit Aufmalung eines "Radweges" ließe sich ja ganz einfach in 3 Monaten umsetzen. (Es gab hierzu sogar mal in 2005 einen Antrag der SPD im OBR 13, der keine Mehrheit fand – es ist wohl nicht zu erwarten, dass dieser Antrag so nochmals gestellt werden würde, insbesondere da die Stadt eine echte Lösung mit einem richtigen Radweg durchaus begrüßt und vorantreibt.)
Ein Zwischenergebnis
Nicht alle Eigentümer lehnen die Planung ab. Es gibt nicht durchweg Begeisterung wegen der geringen Entschädgung für das Ackerland, aber es gibt durchaus Sympathien für das Interesse der Allgemeinheit an diesem Radweg. Die Umsetzung sollte nach den Wünschen der betroffenen Besitzer eher schmaler ausfallen und Ausgleichsfläche sollte eher anderswo hergestellt werden. Was die dann dort betroffenen Landwirte sagen werden, war jetzt nicht so wichtig für die Anwesenden – ist ja auch nicht ihr Problem. Die Bürger und die Ortsbeiräte begrüßen eher die Planungen der Stadt und wünschen sich eine rasche Umsetzung.
Hoffen wir das Beste für alle Beteiligten – es hilft niemandem wirklich, wenn dies alles in langen Rechtsstreitigkeiten endet, die die Stadt viel Geld kosten und die Umsetzung nur endlos verzögern. Ich möchte hier ausdrücklich die Grundstückseigentümer bitten über ihren Schatten zu springen und die Stadt bei diesem Vorhaben zu unterstützen. Viele Erlenbacher und Eschbacher würden es ihnen danken! Ich würde sogar ein Fest zu Ehren der Grundbesitzer organisieren, wenn die Baumaßnahmen dank guter Zusammenarbeit mit der Stadt schon im nächsten Jahr beginnen könnten! VERSPROCHEN!
Wir möchten hier ausdrücklich dem Team des Amtes für Straßenbau und Erschließung danken, die so hartnäckig und ausdauernd an dieser Planung dran sind und sich für die Sicherheit der Kinder auf dem Schulweg zwischen Nieder Erlenbach und Nieder Eschbach so stark machen! IK